S3 Beta-2-Agonisten

Definition

Als potenziell leistungssteigernde Mittel stehen Beta-2-Agonisten auf der Liste der verbotenen Substanzen. Beta-2-Agonisten sind in Arzneimitteln gegen Asthma enthalten und sorgen für eine verbesserte Atmung, indem sie die Bronchien in den Lungen erweitern. Sie können auf oralem oder inhalativem Weg eingenommen werden. Bei hoher Dosierung haben sie zudem eine muskelaufbauende Wirkung.

Zu den bekanntesten Repräsentanten dieser Substanzklasse gehören Clenbuterol, Formoterol und Salbutamol. Allerdings wurden in den letzten paar Jahren gewisse Bestimmungen zu den verbotenen Beta-2-Agonisten in der Dopingliste schrittweise gelockert. So sind heute die Beta-2-Agonisten, die am häufigsten in Asthma-Medikamenten zur Inhalation verwendet werden, bis zu einem bestimmten Grenzwert erlaubt.

Asthma und Sport

Asthma ist eine chronische Entzündung der Atemwegsschleimhaut. Normalerweise sind etwa fünf bis zehn Prozent der Menschen von dieser Erkrankung betroffen. Zur Behandlung verwenden sie Asthmasprays, die Beta-2-Agonisten enthalten können. Bei Spitzensportlern werden im Vergleich zur Restbevölkerung auffallend häufig kleinere bis grössere Defizite in der Bronchialfunktion diagnostiziert. Deswegen wurden den Sportlern in der Vergangenheit (ca. 1990 – 2006) von Sportärzten oftmals Asthma-Medikamente verschrieben. Nicht-Asthmatiker können aber von Asthma-Medikamenten nicht profitieren, sie haben nur die Nebenwirkungen zu ertragen. So werden heutzutage Asthma-Medikamente bei Sportlern wieder weniger flächendeckend eingesetzt.

Muskelaufbauende Wirkung

Indem sie die Proteinsynthese fördern, haben Beta-2-Agonisten in hoher Dosierung auch eine muskelaufbauende (anabole) und gleichzeitig fettabbauende Wirkung. Dopende Sportler verwenden sie deshalb als Alternative zu Anabolika. In einzelnen Ländern werden Beta-2-Agonisten auch in der Tiermast als illegale, wachstumsfördernde Mittel eingesetzt (z.B. Clenbuterol). In der Schweiz ist Clenbuterol einzig in einigen Tiermedikamenten zur Behandlung von Atemwegserkrankungen enthalten, in der Humanmedizin wird es nicht eingesetzt.

Wirkung von Beta-2-Agonisten

Adrenalin und Noradrenalin wirken über spezifische Rezeptoren (Alpha-1, Alpha-2 und Beta-1, Beta-2), die sich in Geweben wie Skelettmuskel und Fettgewebe befinden. Beta-2-Agonisten sind Substanzen, die Beta-2-Adrenozeptoren stimulieren und so die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin imitieren. Auf diesem Weg lassen Beta-2-Agonisten die Bronchialmuskeln erschlaffen und erweitern die Atemwege, damit mehr Sauerstoff in die Lunge gelangen kann. In hoher Dosierung verabreicht haben Beta-2-Agonisten eine muskelaufbauende (anabole) und gleichzeitig auch fettabbauende Wirkung.

Inhalierte Beta-2-Agonisten wirken vorrangig auf die glatte Muskulatur der Bronchien.

Sie stimulieren Beta-2-Adrenozeptoren in den Bronchien und lassen dadurch die Bronchialmuskeln erschlaffen.

In hoher Dosierung verabreicht, haben Beta-2-Agonisten eine aufbauende (anabole) Wirkung auf die Skelettmuskulatur und wirken fettabbauend auf den Körper.

⬆ Bronchienerweiterung

⬆ Skelettmuskelaufbau

⬆ Körperfettabbau

Nebenwirkungen und Folgen des Missbrauchs von Beta-2-Agonisten

Nebenwirkungen sind übermässiges Schwitzen, Unruhe, unkontrollierbare Muskelzuckungen (Tremor) und Herzrasen (Tachykardie). Sie entstehen durch die zusätzliche, unspezifische Aktivierung von Beta-1-Rezeptoren ausserhalb der Lunge.

Beta-2-Agonisten stellen eine Gefahr für das Herz dar

Durch eine Steigerung des Sauerstoffverbrauchs bei beschleunigtem Herzschlag kann es zu einer Unterversorgung der Herzmuskelzellen kommen, was sich unter Umständen in einer Angina Pectoris (durch eine Durchblutungsstörung des Herzens hervorgerufener, anfallartiger Schmerz in der Brust) äussert. Eine weitere unerwünschte Nebenwirkung kann eine Absenkung der Kalium-Konzentration im Blutserum sein, die in ungünstigen Fällen zu Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) führt.

Erhöhte Glukosewerte

Auch eine Erhöhung der Glukosewerte, durch verstärkten Glykogenabbau der Leber, kann auftreten.

Betroffene Sportarten

Beta-2-Agonisten werden vor allem in Ausdauersportarten wie Radsport, Schwimmen, Langlauf und Leichtathletik verwendet. In diesen Sportarten ist eine hohe Sauerstoffzufuhr sehr erwünscht. Die Erweiterung der Bronchien, mittels in Asthma-Sprays enthaltenen Beta-2-Agonisten, soll dazu führen, dass kurzfristig mehr Sauerstoff in die Lunge gelangen kann. Neuere Studien konnten diese Wirkung jedoch nicht eindeutig nachweisen. Vielmehr haben Nicht-Asthmatiker die Nebenwirkungen der Medikamente zu ertragen.

Anabolika-Ersatz

Aufgrund ihrer muskelaufbauenden (anabolen) und fettabbauenden Wirkung bei hoher Dosierung, können Beta-2-Agonisten in praktisch allen Sportarten missbraucht werden. Insbesondere in der Bodybuildingszene sind sie deswegen weit verbreitet. Sie dienen als Ersatz für Anabolika, da sie nicht deren negativen, geschlechtsspezifischen (androgenen) Nebenwirkungen verursachen.